Präsident und Gründer des Business Science Institute
Professor der Universität emeritus
IAE Lyon, Universität Jean-Moulin Lyon 3
In diesem Interview bietet Michel Kalika, emeritierter Professor an der IAE Lyon School of Management und Gründungspräsident des Business Science Institute, eine strategische Analyse der von Benjamin Netanyahu begangenen Fehler.
Zunächst betont er, wie wichtig es ist, zwischen Menschlichkeit angesichts von Tragödien und der Analyse von Management- und strategischen Fehlern zu unterscheiden, wobei er klarstellt, dass letztere die begangenen Taten keinesfalls rechtfertigen.
Michel Kalika identifiziert dann vier Hauptfehler, die der israelische Premierminister begangen hat:
Regierungsfehler: Netanjahu hat seine persönlichen Interessen mit denen des Staates verwechselt, zu einer Reform der Grundgesetze geführt und sich mit rechtsextremen Parteien verbündet. Dieser Ansatz hat die israelische Gesellschaft signifikant geschwächt, mehr als je zuvor.
Strategischer Fehler: Fehlen einer langfristigen Vision zur Lösung des israelisch-arabischen Konflikts, der seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 andauert. Dieses Fehlen einer langfristigen Strategie wird als großer Mangel angesehen.
Operativer Fehler: Fehlallokation von Ressourcen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit. Die Konzentration auf bestimmte Bündnisse hat dazu geführt, dass die Sicherheit in kritischen Gebieten, wie der Grenze zu Gaza, vernachlässigt wurde.
Kognitiver Fehler: Michel Kalika bezieht sich auf die Arbeit von Daniel Kahneman und betont die Wahrnehmungsverzerrungen wie Übervertrauen und übermäßiges Vertrauen in die Technologie, die eine angemessene Wahrnehmung von Warnsignalen, die in schweren Krisensituationen typisch sind, verhindert haben.
Professor Kalika betont abschließend, dass eine Strategie den Erfolg zwar nicht garantiert, aber die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht. Umgekehrt können strategische Fehler direkt zu Tragödien führen. Er illustriert den Fall Netanjahu als Beispiel dafür, wie Managementfehler schwerwiegende Folgen haben können.